Freitag, 03.03.2017

Polarlichter und Schlittenhunde in Kiruna

Hej ihr alle!

Ein wunderschöner und spannender Urlaub liegt hinter mir und ich freue mich schon sehr, euch davon zu berichten und ganz viele Bilder zu zeigen.

Letzten Freitagabend ging es für uns sechs (Rieke, Johanna, Maren, Rebecca, Milena und ich) mit dem Nachtzug los nach Kiruna. Da wir sechs Personen waren, haben wir perfekt in eins der Schlafabteile gepasst, wobei es mit den ganzen Taschen und Rucksäcken dann doch ziemlich eng wurde. Mit Musik aus Norwegen ("5 fine frøkner") und reichlich Essen haben wir es uns in unserem Abteil gemütlich gemacht und die 16 Stunden Fahrt mit gar nicht mal so wenig Schlaf gut überstanden.

Unser gar nicht vollgestopftes Abteil

Tag 1:

Am nächsten Morgen wurden wir von strahlendem Sonnenschein und ganz viel Wald und Schnee begrüßt. Um halb zehn sind wir im Bahnhof von Kiruna angekommen und nach einem kurzen Fußmarsch haben wir es bis in unsere Unterkunft geschafft, einer Art Jugendherberge, bei der man sich Küche und Bad mit anderen Gästen (z.B. südkoreanischen Chinesinnen) teilt.

Nach einer kurzen Pause ging es sofort in die Stadt, die an sich nicht so viel zu bieten hat. Es war ein ganz anderes Gefühl, als in den Städten, in denen ich bisher gewesen bin. Das lag zum einen an dem vielen Schnee (wo sonst gibt es mitten in der Stadt Rutschen aus Eis und Schneeskulpturen) aber auch daran, dass man das Gefühl hatte, immer aus der Stadt hinaus zu gucken, egal in welche Richtung man geschaut hat, überall kamen weiße Ebenen oder Berge. Nachdem wir uns die Kirche angeschaut haben und ein bisschen durch die Gegend spaziert sind, sind wir schließlich in dem gemütlichen "Café Safari" gelandet und haben uns dort eine Weile aufgewärmt. Abends haben wir uns in unserer Gemeinschaftsküche etwas leckeres gekocht und Laura, das erste Aupair meiner Gastfamilie, die zur Zeit in Kiruna wohnt, ist zum Essen zu uns gekommen.

Kunst aus Schnee

Kirunas Kirche

Tiefer Schnee!

Das Highlight des ganzen Tages kam aber noch. Auf Lauras Tipp hin, sind wir einen nahe gelegenen Skiberg ein Stück hochgestiegen, um von dort aus Polarlichter zu sehen. Wir hatten tatsächlich Glück! Anfangs hat man nur einen hellen Streifen am Himmel gesehen, aber als wir schon auf dem Rückweg waren, haben die Polarlichter richtig losgelegt. Sie wurden richtig hell und haben am Himmel getanzt, wie man sich das vorstellt. Es war wirklich unbeschreiblich beeindruckend und auf dem Foto sieht man nur einen winzigen Bruchteil von dem, wie es wirklich ausgesehen hat. (Ich bin aber froh, dass ich sie überhaupt ein kleines bisschen festhalten konnte, die meisten meiner Fotos sind nämlich einfach nur schwarz. :D)

 

Tag 2:

Am nächsten Morgen haben wir früh den Bus in das kleine Dorf Jukkasjärvi genommen, in dem das berühmte Eishotel steht. Dieses Hotel wird jedes Jahr komplett neu aus Eis gebaut und schmilzt im nächsten Frühling wieder in sich zusammen. Die einzelnen Hotelzimmer werden von vielen verschiedenen Künstlern gestaltet und eine Übernachtung dort ist schweineteuer. Es war aber wirklich beeindruckend, dieses Gebäude ganz aus Schnee und Eis zu sehen, so dass sich der Besuch (und der stolze Eintrittspreis) sich doch gelohnt haben. Eine Nacht dort zu verbringen, würde ich allerdings nicht wollen, auch wenn es nicht so teuer wäre. :D

Die Eiskirche

Vom Eishotel aus sind wir über den zugefrorenen Fluss zur Kirche von Jukkasjärvi gelaufen. Die war wirklich ziemlich süß und hat einfach perfekt zu dem vielen Schnee und dem blauen Himmel gepasst. Direkt naben der Kirche liegt das Nutti Sami Siida Museum, in dem es um die Samen und ihre Kultur geht. Dort gab es auch Rentiere, die man streicheln und füttern konnte und wer wollte, konnte eine Runde auf einfachen Holzskiern drehen. Bis unser Bus zurück nach Kiruna ging, haben wir uns dort noch am Feuer aufgewärmt und ein bisschen Rentierfleisch probiert, was einer Meinung nach ziemlich lecker war.

Wieder in der Herberge angekommen, haben wir Älpler Makkaroni gekocht und es hat allen geschmeckt, auch wenn die Kombination von Nudeln, Kartoffeln und Apfelbrei auf den ersten Blick vielleicht etwas speziell ist. :D Nach dem Essen wurden wir zu unserer Hundeschlittentour abgeholt. Der junge Typ, der uns geholt und später auch die Tour geleitet hat, hat es mit den Geschwindigkeitsbegrenzungen auf den verschneiten Straßen nicht so eng genommen (30 und 80 ist ja fast das gleiche), so dass wir die Strecke gefühlt in der Hälfte der vorgesehenen Zeit zurückgelegt haben. :D Angekommen, wurden wir mit warmen Anzügen, Schuhen, Mützen und Handschuhen ausgestattet, so dass wir bei den -26 Grad, die es draußen hatte, nicht erfrieren mussten. Nach massenweise Sicherheitsanweisungen und ungeduldig knurrenden und bellenden Hunden, war ich ganz froh, dass Milena unseren Schlitten als erstes gefahren ist und ich erstmal nur vorne auf dem Schlitten gesessen habe. Leider haben wir an dem Abend keine Polarlichter gesehen, obwohl der Himmel eigentlich klar war. Woran es lag, weiß ich also nicht. Aber auch so war die Schlittenfahrt ein richtiges Erlebnis. Nach gut der Hälfte haben wir getauscht, so dass ich den Schlitten zurück gefahren habe. Es war viel einfacher als gedacht, da man selbst eigentlich nur fürs Bremsen verantwortlich gewesen ist und die Hunde einfach nur dem Weg gefolgt sind. Ich muss gestehen, dass ich ziemlich froh gewesen bin, als die Tour zu Ende war. Trotz der extra Kleidung haben wir nämlich alle ziemlich gefroren und es ist wirklich kein schönes Gefühl, wenn einem irgendwann die Wimpern zusammenfrieren. Ich glaube, die Bilder vermitteln einen ganz guten Einruck davon, wie kalt es war. :D Mit Tee, Oboy und Kanelbullar konnten wir uns dann etwas aufwärmen, bis wir mit dem gleichen rasanten Tempo zurück zu unserer Unterkunft gefahren wurden.

Tag 3:

Montag war leider schon der Abreisetag der anderen und ich sollte abends von Laura abgeholt werden, weil ich bis Donnerstagmorgen noch bei ihr wohnen sollte. Nach dem Aufräumen in der Unterkunft und einem weiteren Spaziergang durch Kiruna sind wir um die Mittagszeit wieder in dem schönen Café gelandet und haben uns dort die Zeit vertrieben, bis die anderen um drei ihren Bus zum Flughafen genommen haben. Die nächsten drei Stunden musste ich dann irgendwie alleine rumschlagen und wo könnte ich das besser als in einer Buchhandlung. :) Dort habe ich dann eine tolle Entdeckung gemacht: für jeweils nur 29 Kronen gab es die ersten drei Bände der "Wilden Hühner", hier in Schweden "Fjäderklubben" genannt. Da musste ich natürlich zugreifen. Später hat mich dann Laura mit einer ihrer schwedischen Mitbewohnerinnen und deren Freundin abgeholt. Zuerst waren wir einkaufen und dann mussten wir Feuerholz und Wasser holen. Zu dritt teilen sie sich nämlich eine kleine Hütte im Wald ohne fließendes Wasser, nur mit einem Trockenklo in einem seperaten Hüttchen. Es war auf jeden Fall ein Erlebnis, ein paar Tage lang so einfach zu leben und es hat gezeigt, wie wenig man eigentlich braucht und wie sparsam man vor allem mit Wasser sein kann.

Deutsches Premiumfrühstück Die Hütte im Wald

Tag 4:

Am Dienstag musste Laura tagsüber arbeiten. Ich glaube, ich habe noch gar nicht erwähnt, dass sie in dem samischen Museum mit den Rentieren arbeitet. Mein Plan für den Tag war, nach einem entspannten Morgen einen schönen Spaziergang über den zugefrorenen Fluss zum Museum zu machen und dort Mittagzuessen und mir alles nochmal ganz genau anzuschauen. Der Spaziergang war allerdings alles andere als entspannt, da es seit dem vorigen Tag ziemlich viel geschneit hatte und man ständig bis über die Knie im Schee eingesunken ist. Nassgeschwitzt habe ich mich bis zu einer bebauten Insel vorgekämpft, auf der ich die geräumte Straße benutzen konnte. Auf der anderen Seite der Insel gab es dann Gott sei Dank Skoterspuren, in denen der Schnee schon ein bisschen festgefahren war. Im Museum habe ich mir dann jede Infotafel ganz genau durchgelesen, was ziemlich interessant war, und so den Nachmittag gut gefüllt.

Abends habe ich zusammen mit Laura bei einer Schneemobiltour mitgemacht. Es gab wieder Spezialkleider und diesmal habe ich zum Glück gar nicht gefroren. Skoter fahren ist schon ziemlich cool, weil man mit ihnen so ziemlich überall hinkommen kann. Es gibt dort oben um Kiruna ein riesiges Netz aus Skoterwegen und von den Einheimischen wird dieses Fortbewegungsmittel vielleicht noch mehr genutzt als Autos. Leider war es auch an diesem Abend ziemlich bedeckt, so dass keine Polarlichter zu sehen waren. Auch mit dem Skoter bin ich ein Stück selbst gefahren, was ziemlich cool und anstrengender war, als man glaubt.

Tag 5:

An meinem letzten ganzen Tag in Kiruna hatte Laura frei und wir wollten eine eingene kleine Schneemobiltour mit dem Skoter ihrer Mitbewohnerin machen und dann ,ganz typisch schwedisch, ein paar Würstchen über dem Lagerfeuer grillen. Zuerst hat mich Laura aber noch zu den Rentierkälbern mitgenommen. Die sind zwar auch bald schon ein Jahr alt, aber waren doch ziemlich süß und ein bisschen tapsig.

Danach sind wir ein ganz schönes Stück über den Fluss und durch den Wald gefahren (wobei wir auch eine Elchkuh getroffen haben) und es hat zeimlich Spaß gemacht, weil niemand außer uns unterwegs war und man ohne eine Menschenseele zu treffen, einfach immer weiter fahren konnte. Da es die letzten Tage ziemlich viel geschneit hatte, war die Spur des Skoterweges kaum noch zu erkennen und so kam es, dass wir leider etwas vom Weg abgekommen sind und den Skoter voll in den Tiefschnee gefahren haben. Beim Gasgeben hat sich das Blatt des Skoters hinten immer tiefer in den Schnee gegraben, so dass er irgendwann ganz schief stand und wir ihn gar nicht mehr bewegen konnten. Wir hatten beide keine Ahnung, was wir machen sollten und so hat Laura einen Kollegen angerufen, der uns ein paar Tipps gegeben hat, die darauf hinausliefen, dass wir knapp eine Stunde lang damit beschäftigt waren, den Skoter aus de hüfthohen Schnee auszugraben und den Schnee drum herum festzustampfen. Mit vereintem Schieben, Ziehen und Gasgeben konnten wir den Skoter dann schließlich befreien und ein Stückchen weiter unser Lagerfeuer machen und ein spätes, wohlverdientes Mittagessen genießen. :D Laura hat mir dann erklärt, dass es ständig vorkommt, dass sich auch die Einheimischen mit ihren Skotern festfahren. Es wäre dann aber ziemlich peinlich, wenn man von einem anderen herausgezogen werden muss. Als cool gilt dageben, wenn man sich festfährt und dann selbst wieder befreien kann, so wie wir das gemacht haben. :D Das war auf jeden Fall ein ziemlich cooles Abenteuer und wir beide haben gelernt, wie man ein Schneemobil ausgräbt - ob ich dieses Wissen wohl nochmal gebrauchen kann....?

Abends haben wir die zur Hütte gehörende Sauna angeheizt und hatten nach so einem aufregenden Tag einen entspannten Saunaabend, bei dem wir uns immer mal wieder draußen abkühlen konnten.

Tag 6:

Am nächsten Morgen ging mein Rückflug nach Stockholm. Am kleinen Kiruna Flughafen hat alles problemlos geklappt und ich fand es eigentlich ziemlich schade, schon wieder zurück nach Stockholm zu müssen. Beides, die Zeit mit den fünf anderen, aber auch die Tage mit Laura waren super schön und spannend und auch die Natur dort oben im Norden war einfach nur toll, so dass ich die Großstadt kein bisschen vermisst habe. Ich will auf jeden Fall einmal widerkommen, vielleicht ja mal im Sommer, um alles ohne die dicke Schneedecke zu sehen.

Das war jetzt ein ziemlich langer und ausführlicher Bericht, super wenn ihr euch bis hier hin durchgekämpf habt. :D Wir hörn uns bald wieder, bis dann!